Berlin – Motorrad fahren ist gefährlich – weder Knautschzonen noch Sicherheitsgurte schützen die Biker. Doch die Hersteller rüsten an verschiedenen Stellen auf. Seit diesem Januar müssen alle neu typgeprüften Motorräder mit elektronischem Antiblockiersystem (ABS) ausgestattet sein.
Ab Januar 2017 muss dann ABS in allen neu zugelassenen Motorrädern über 125 Kubikzentimeter vorhanden sein.
Laut ADAC gibt es mehr als 300 Modelle mit ABS. Es verhindert das Blockieren der Räder und vereinfacht das Bremsen. Selbst ungeübte Fahrer trauen sich, die volle Bremsleistung abzurufen. Denn das Bike bleibt beim Bremsen lenkbar und in der Spur. So kann ein Sturz oft verhindert werden.
Neben dem ABS hilft eine integrierte Traktionskontrolle oder eine zusätzliche Stabilitätskontrolle. Droht das Hinterrad durchzudrehen, drosselt die Motorelektronik die Leistung, und das Motorrad stabilisiert sich. Es verhindert damit das Wegrutschen in Kurven, das Abheben des Hinterrads (Stoppie) und ein Aufsteigen des Vorderrads (Wheelie) beim Beschleunigen. Bei regelbaren Traktionskontrollen kann der Fahrer das Eingriffsniveau bestimmen.
Zulieferer wie Continental und Bosch entwickeln seit Jahren Sicherheitssysteme für Zweiräder, Bosch unter anderem unterschiedliche ABS-Module und Stabilitätskontrollen. Die Motorrad-Stabilitätskontrolle (MSC) unterstützt den Fahrer in allen Fahrsituationen wie in Schräglagen bei Kurvenfahrt, beim Bremsen und Beschleunigen. Außerdem bietet der Zulieferer einen Totwinkel-Assistenten an, der mit vier Ultraschall-Umfeldsensoren die Umgebung beobachtet und dem Biker beim sicheren Spurwechsel hilft.
Ducati verkauft das Geländemotorrad Multistrada D-Air mit einer integrierten Airbag-Jacke von Dainese. Der italienische Hersteller bietet seine Westen (750 Euro) und Jacken (1500 Euro) mit integriertem Airbag auch einzeln an. Bei einem Test des ADAC reagierte die Jacke schnell und überzeugte die Ingenieure.
Zukünftig sollen Motorräder und Autofahrer schon vor einem Zusammenstoß gewarnt werden. Durch die sogenannte Vehicle-to-x-Kommunikation, also das Weitergeben von Fahrzeugdaten untereinander, ließen sich künftig mehr Unfälle vermeiden. «Das Auto wird dann automatisch auf ein herannahendes Motorrad aufmerksam gemacht – lange bevor der Autofahrer es überhaupt sieht», sagt Jürgen Bente vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR).
Unfallforscher Siegfried Bockmann vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hat errechnet, dass neue Assistenzsysteme für Kreuzung- und Querverkehr, Linksabbiegen, Kurven- und Höchstgeschwindigkeiten bis zu 90 Prozent der Unfälle positiv beeinflussen können. Theoretisch – denn ob und wann die Technik eingesetzt wird, ist fraglich. Motorräder verkaufen sich im Vergleich zu Autos deutlich weniger. «Geringe Stückzahlen rentieren sich aber für manche Systeme nicht», sagt Brockmann.
Eine Kommunikation unter Fahrzeugen sieht er allerdings nicht in den nächsten 15 Jahren: «Damit das funktioniert, müssen fünf bis zehn Prozent der Fahrzeuge damit ausgestattet sein.» Bei Motorrädern mit einem Durchschnittsalter von 15,7 Jahren wird das dauern. Bis dahin zählt vor allem eines: die persönliche Schutzausrüstung mit Helm und Schutzkleidung. Und eine angemessene Fahrweise. «Jeder Motorradfahrer sollte mit Verstand fahren», sagt Bente. Das heißt: vorausschauend fahren und für andere Verkehrsteilnehmer mitdenken.
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(dpa/tmn)