Stuttgart – Ein Auto zu kaufen, ist Vertrauenssache. Das Verkaufen aber auch. Bevor ein neuer Wagen in der Garage geparkt wird, muss der alte meist weg. Dazu sollten Besitzer den Wert ihres Fahrzeugs genau kennen – um es nicht für zu wenig Geld abzugeben.
Eine vorherige Wertermittlung schützt vor Preisdumping bei einem unseriösen Kaufinteressenten. Darum rät Hannes Krämer vom Auto Club Europa (ACE) auch dazu. Der Justiziar fügt jedoch an: «Bei günstigen Fahrzeugen rentiert sich eine kostenpflichtige Fahrzeugbewertung oft nicht. Es kann aber nicht schaden, bei einer Online-Plattform den Wert des Autos selbst herauszufinden.»
Damit meint Krämer die Bewertungsmasken von Gebrauchtwagen-Portalen wie
mobile.de,
autoscout24.de,
abracar.de oder
wirkaufendeinauto.de, wo man mit einigen Angaben wie Marke, Modell oder Erstzulassung eine Einschätzung zum Wert des Autos erhält. Auch
die Deutsche Automobil Treuhand (DAT) und der Bundesverband freier Kfz-Händler (BVfK) über seine Website
fahrzeugankauf.de bieten eine kostenlose Bewertung.
Privatverkäufer zahlen in der Regel mehr
Die digitalen Bewertungen bei Onlineportalen hält Frank Wilke vom Oldtimer-Marktbeobachter
Classic Analytics für hilfreich. «Allerdings nur, wenn es sich um Alltagsautos und Volumenmodelle handelt», fügt er an. Anders sehe das bei Autos aus, die als Exoten gelten, wenig gebaut wurden oder eine sehr geringe Laufleistung aufweisen.
Krämer gibt mit Blick auf die Online-Bewertungen zu bedenken: Der genannte Preis sei meist ein Händlereinkaufspreis und damit deutlich niedriger als der Preis, den ein Privatkäufer zahle. «Der Preis liegt eher an der unteren Schwelle», sagt der Experte. Außerdem werden bei den Bewertungen nur selten Sonderausstattungen wie bestimmte Felgen, Scheinwerfer oder Entertainment-Systeme berücksichtigt, sodass eine exakte Bewertung nicht möglich ist.
Eine andere Variante zur Wertermittlung: Auf den Plattformen nach ähnlich ausgestatteten Modellen suchen. So bekommt man ein Gefühl, was andere Verkäufer für dieses Auto verlangen und erhält auf diese Weise ebenfalls einen ungefähren Wert. Regionale Unterschiede werden allerdings hierbei nicht berücksichtigt.
Autoverkäufer, die den genauen Wert ihres Autos wissen wollen, kommen um eine kostenpflichtige Fahrzeugbewertung kaum herum. Diese rentiert sich eher für teure und wertvolle Autos oder für spezielle Fahrzeuge wie Oldtimer. Kurzgutachten bei Anbietern wie
Classic Data oder Classic Analytics kosten zwischen 120 und 200 Euro.
Der Gebrauchte sollte gepflegt werden
Um später beim Verkauf einen möglichst hohen Preis für den Gebrauchten zu erzielen, empfiehlt Hannes Krämer, ihn regelmäßig zu Inspektionen zu fahren, Rechnungen zu sammeln und abzuheften und die HU-Protokolle aufzubewahren. Eine frische HU-Plakette macht den Wagen für Käufer generell attraktiver.
Frank Wilke empfiehlt, die vorhandenen Dokumente wie Betriebsanleitung und Scheckheft zu fotografieren und in die Bildergalerie des Inserats einzupflegen – dazu Detailfotos von Motor, Unterboden und einem sauberen Innenraum.
Denn Äußerlichkeiten zählen ebenfalls: Ein sauberer Lack und ein gepflegter Innenraum erhöhen den Wiederverkaufswert des Fahrzeugs. «Das Auge kauft mit, die Nase übrigens auch. Eine gute Aufbereitung ist deshalb empfehlenswert», sagt Ansgar Klein vom BVfK.
Anbieter wie Dekra, verschiedene Tüv oder der ADAC bieten kostenpflichtige Gebrauchtwagen-Checks an, bei denen unabhängige Sachverständige den Zustand des Autos kontrollieren – Verkäufer können damit werben und so ihre Seriösität erhöhen.
Vorsicht vor unseriösen Preisdrückern
Fallstricke bei der Bewertung von Autos sieht Ansgar Klein im anschließenden Verkauf an einige Bewertungsplattformen. Der dort vorher ermittelte Wert und der tatsächliche Ankaufspreis sollten nicht oder nur dann voneinander abweichen, wenn es konkrete Gründe gibt – etwa bisher unbekannte Defekte und Beschädigungen.
Denn es gibt unseriöse Autoankäufer, die über Lockvogelmethoden zuerst einen hohen Preis versprechen, ihn aber bei der Besichtigung durch fadenscheinige und unseriöse Begründungen drastisch nach unten verhandeln. «Autoverkäufer sollten sich beim Verkaufen Zeit und sich nicht unter Druck setzen lassen. Auch ein zweiter oder dritter Preisvergleich kann nicht schaden», sagt Klein.
Fotocredits: Marijan Murat
(dpa/tmn)