Köln – Beim Auto ist sie eine Selbstverständlichkeit, beim Fahrrad eine Option: die Federung. Allerdings werden immer mehr Fahrräder – ob Trekking-, Cross- oder E-Bike – mit entsprechender Technik ausgerüstet.
Federungen steigern den Fahrkomfort, machen das Radeln sicherer, sind aber teuer und erhöhen das Gewicht des Rades. Je nach Einsatzzweck und Radtyp können Federungen deshalb auch kontraproduktiv sein.
Im Gelände ist der Fall klar. Denn geht es über Wurzelwerk und Stein, wird die Fahrt angenehmer, wenn Erschütterungen abgefangen werden. «Mountainbikes werden fast gar nicht mehr ungefedert angeboten», sagt Stephan Behrendt, Fachreferent für Technikthemen beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) in Köln.
Heute meistverbreiteter Typ ist die Teleskopgabel mit Tauch- und Standrohren. Diese ineinander gesteckten Rohre verschieben sich dabei gegenläufig gegen einen Widerstand. Stand der Technik sind luftgefederte Gabeln. Durch Variieren des Luftdrucks mittels Hochdruckpumpe können sie je nach Fahrergewicht individuell eingestellt werden.
Das System erfordert ein bisschen Wartung: Die interne Schmierung muss in regelmäßigen Intervallen geprüft und gegebenenfalls erneuert werden. Für eine Gabelinspektion verlangen Fachwerkstätten ab rund 40 Euro. Auch Hinterbaufederungen benötigen Zuwendung. Rock Shox, Marktführer von Federgabeln und Dämpfungssystemen für Hinterbaufederungen, empfiehlt für seine Federgabeln einen Öl- und Dichtungswechsel alle 100 Betriebsstunden. «Das dürfte für den Normalradler ungefähr einen Service pro Jahr bedeuten», sagt Koßmann.
Um dem Verschleiß vorzubeugen, kann der Radbesitzer die Gleitflächen der Federrohre mit lauwarmem Wasser und einem weichen, fusselfreien Tuch regelmäßig reinigen. «Das gilt umso mehr, wenn er oft auf staubigen Wegen unterwegs ist und nach dem Winter. Denn Schmutz und Streusalz greifen die Flächen an», sagt Koßmann.
Als Gegenleistung für erhöhte Kosten und Wartungsaufwand bekommt der Radler durch eine Federung mehr Traktion, die Fahreigenschaften verbessern sich. Das Schlüsselwort lautet Negativfederweg. Sitzt der Fahrer auf, tauchen die Federelemente schon im Stand durch das pure Körpergewicht ein Stück weit ein. Rollt das Rad über Löcher und Senken, federt das Rad blitzschnell wieder aus. «Auf diese Weise bleiben die Räder in Kontakt mit dem Boden», sagt Nikolaus Karlinský vom E-Bike-Hersteller HNF-Nicolai, der vollgefederte MTBs (sogenannte Fullys) im Programm hat, die neben Gabel- auch Hinterbaufederung bieten.
Sattelfederungen sind vor allem an Trekking- und Reiserädern, aber auch manchem Cityrad zu finden. An billigeren Rädern sind dabei meist Teleskopfederungen verbaut. Behrendt empfiehlt aber sogenannte Parallelogramm-Federungen: «Sie geben leicht schräg nach hinten und unten nach, sind aber teurer.» Ab rund 150 Euro müsse man rechnen.
Eine weitere Stellschraube zu mehr Komfort ist es, den Luftdruck zu variieren. «Die Reifen sorgen, je nach Größe und Luftdruck, für die entscheidenden Fahreigenschaften eines Fahrrads bezüglich Komfort und Bodenhaftung», sagt Koßmann. Was sich für Rennräder mit ihren schmalen, prallen Pneus ausschließt, ist laut Behrendt vor allem bei Reise- und Alltagsrädern im Trend. Hier hat der ADFC-Referent beobachtet, dass immer mehr Hersteller auf breitere Reifen statt Federgabeln setzen.
Aus einem einfachen Grund: Denn wird Gepäck in der Nähe der Laufräder untergebracht, wie zum Beispiel im Falle von Lowrider-Gepäckträgern an der Gabel, ist die Funktion der Federung durch das erhöhte Gewicht stark eingeschränkt. Während die meisten Federgabeln deshalb erst gar keine Befestigungsmöglichkeit für Lowrider bieten, haben einige Hersteller spezielle Lowrider-Federgabeln im Angebot, die den Federungskomfort verbessern sollen.
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(dpa/tmn)