Berlin – Der Renault Twingo startete 1993 als Auto, das mit innovativen Ideen für Außendesign und Innenraumflexibilität frischen Wind in die Kleinwagenklasse brachte. Doch die Zweitauflage ab 2007 enttäuschte.
Verglichen mit dem Kulleraugenwagen von vorher fiel die Karosseriegestaltung beim späteren Modell eher langweilig aus. Mit einem besseren Abschneiden beim Tüv macht der Nachfolger kaum etwas wett. Denn dort ist seine Bilanz ähnlich durchwachsen wie die des niedlichen Vorgängers.
«Wer sich für einen gebrauchten Twingo interessiert, muss leidensfähig sein», urteilt der «TÜV Report 2018» über den kleinen Franzosen. Auffällig sind erhöhte Mängelquoten bei allen Kfz-Hauptuntersuchungen (HU) bis zu einem Fahrzeugalter von sieben Jahren. Ab der zweiten HU fällt der Twingo mit weit mehr Problemen an der Lenkung, konkret den Spurstangenköpfen, als der Durchschnitt auf. Ebenso früh stellen sich Probleme mit der Fußbremse ein. Während auch Ölverlust ein Dauerthema ist, zeigt sich wenigstens die Auspuffanlage als robust – sogar bis ins hohe Alter.
Was den Twingo II auf dem Prüfstand belastet, bekümmert seine Fahrer auf der Straße offenbar kaum. Zumindest schneidet der mindestens 3,60 Meter lange Autozwerg in der aktuellen ADAC-Pannenstatistik «durchgehend gut» ab, wie der Club berichtet. Einziger Ausreißer sind dreijährige Twingo, die im Durchschnitt nur befriedigende Noten erzielen. Pannenschwerpunkte: schwergängige Feststell- und Hinterradbremsen bei Exemplaren von 2008 bis 2010, defekte Zündkerzen (2011 und 2012) sowie unter anderem kaputte Zündspulen (2007).
Zwei Rückrufe trafen den Twingo II. Im November 2009 wurden wegen möglicherweise nicht einrastender Fahrersitze gut 8000 Fahrzeuge des Bauzeitraums September 2008 bis Februar 2009 zurück in die Werkstatt gebeten. Ähnlich viele Exemplare, Twingos und auch andere Modelle, mussten knapp zwei Jahre später wegen möglicher Störung der Ventilsteuerung durchgecheckt werden – es drohten Motortotalschäden an Autos von September bis November 2010.
Den ersten Twingo löste 2007 der Twingo II ab – um 17 Zentimeter gewachsen und konventioneller im Design. Anders als die seit 2014 vertriebene dritte Generation, ein heckgetriebenes, fünftüriges Gemeinschaftsprodukt mit Smart, handelte es sich dabei allerdings wie das Urmodell um einen Dreitürer mit Frontantrieb. Im Innenraum blieb außer im Grundmodell ein recht flexibles Innenraumkonzept erhalten. Nur dass jetzt im Fond verschiebbare Einzelsitze verbaut waren statt der verschiebbaren Bank. Mit dem Facelift von 2012 erhielt das Auto wieder zusätzliche runde Frontscheinwerfer.
Unter der Motorhaube des Twingo II bot Renault Benziner und Diesel mit vier Zylindern an. Die Reihen-Ottomotoren kommen auf 43 kW/58 PS bis 98 kW/133 PS aus 1,2 und 1,6 Liter Hubraum. Wobei der stärkste 1,2-Liter mit zuletzt 75 kW/102 PS darunter das einzige Turboaggregat ist. Die Diesel kommen je nach Ausführung auf 47 kW/64 PS bis 63 kW/86 PS aus je 1,5 Litern. Nur zwei Motoren wurden serienmäßig mit Dieselpartikelfilter ausgestattet.
Auf dem Gebrauchtwagenmarkt wird ein Twingo 1.2 16V TCe mit 74 kW/100 PS vom Erstzulassungsjahr 2010 nach Angaben des «DAT Marktspiegel» der Deutschen Automobil Treuhand ab durchschnittlich 4200 Euro gehandelt, bei zugrunde gelegter Durchschnittslaufleistung von 86 000 Kilometern. Mit knapp 2000 Euro weniger ist ein 1.5 dCi 75 FAP mit 55 kW/75 PS und Partikelfilter von 2011 gelistet (92 000 Kilometer). Soll es ein gleich starker Benziner sein, etwa der 1.2 16V von 2014, werden noch um die 5300 Euro fällig (43 000 Kilometer).
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(dpa/tmn)