Mit dem S 600 Pullman Guard führt Mercedes-Benz die äußerst prestigeträchtige Tradition fort, Menschen von ersten Rang und Namen mit einem repräsentativen Fahrzeug den geschützten mobilen Auftritt zu versüßen.
Stop. Schluss mit den Träumen, sich mal im gebraucht zugelegten Pullman bequem zu fläzen. Der Pullman ist keine nachträglich verlängerte Stretch-Limousine auf S-Klasse-Basis und wird auch nicht den gleichen, recht hohen Wertverlust eines gewöhnlichen, langen Lulatsches erleiden. Hieran ist unter anderem der Einstiegspreis im hohen, sechsstelligen Bereich beteiligt. Wichtiger ist jedoch die gesellschaftliche oder politische Stellung, die der Fahrgast innehat. Hier herrscht aus gutem Grund die Käuferselektion a la „biste nix, kriegste nix“.
B6/B7 Werkspanzer
Denn aus Gründen der Sicherheit dieser tatsächlichen VIPs ist der S 600 Pullman Guard, wie es das letzte Wort seiner Bezeichnung verrät, gepanzert. Die Sicherheitsstufe B6/B7 indiziert, dass sich der lange Benz in Sturmgewehr- und verschiedenen Sprengstoffattacken nicht zum Leichenwagen wandelt. Zwar wird das Fahrzeug durchaus in Mitleidenschaft gebracht, seine Insassen aber nicht. Dies besorgen in erster Linie moderne Panzerungen aus Stahl, Kevlar und Panzerglas. Spezielle Kunststoffe haben die Aufgabe, Splitter von Geschossen oder der Außenhaut aufzuhalten. Mit den Zusatzeinbauten Panzerung, Karosserieverstärkung, Luftreinigungs- und Feuerlöschanlage dürfte sich das Gewicht eines normalen S 600 mindestens verdoppeln.
Mercedes von staatstragenden Ausmaßen
Ja, die Maße. Stuttgarts luxuriösester Panzer bietet auf 6,36 Metern Länge auf Wunsch eine Menge Luxus: Flachbildfernseher, gekühlte Minibar oder für jeden Passagier individuell regelbare Klimaanlage tragen zu erfolgreichen Staatsgeschäften bei. Bequemlichkeit garantieren das leicht erhöhte Dach und die zum Einsteigen 45 mm anhebbare Karosserie. Die obligatorische Trennwand sperrt die Ohren des Chauffeurs auf Wunsch aus. Zwar mögen die Limousinen der Stars länger und noch viel detaillierter ausgestattet sein, unterliegen sie in den Quartettfragen dem S 600 Pullman Guard: Zur Flucht nach vorn hilft ein Zwölfzylinder, der von zwei Turboladern gehörig unter Druck gesetzt wird. So gereichen die 517 PS und 830 Nm Drehmoment zu weit über 150 km/h Spitzengeschwindigkeit, die Reifen mit Notlaufeigenschaften bei Luftverlust bremsen das Tempo aber etwas ein.
Verschwiegenheit um den Mercedes S 600 Pullman Guard
Was weitere Daten angeht, hält sich Mercedes zum S 600 Pullman Guard bedeckt. Zurecht: Anhand von Tankfüllung und Verbrauch könnten Attentäter leicht die Reichweite des Sonderschutzfahrzeugs errechnen und entsprechend agieren. In jedem Fall wird der Werkspanzer der Reihe W221 des gestiegenen Gewichts wegen ordentlich Benzin durch die Einspritzdüsen schicken und sich aus dem daher vergrößerten Reservoir mit Selbstversiegelungseigenschaft großzügig bedienen.
Sicherheit seit 80 Jahren
Mercedes-Benz verfügt über langjährige Erfahrung auf dem umkämpften Markt der gepanzerten Personenwagen. Bereits 1928 versahen die Stuttgarter den 460 Nürburg mit einer Panzerung, der japanische Kaiser Hirohito erhielt den ersten. Der damalige georgische Staatspräsident Eduard Schewardnadse, sein Fahrer und zwei Leibwächter blieben nahezu unverletzt, als im August 1995 seine gepanzerte S-Klasse mit Panzerabwehrwaffen beschossen wurde. Trotz zweier Treffer in der Motorhaube der gepanzerten B6/B7-S-Klasse der Modellreihe W 140 brachte der Chauffeur, das Fahrzeug aus der Gefahrenzone. Diese Sicherheit dürfte zur Betonierung des wegen ihrer optischen Klobigkeit eher abfälligen Spitznamens „Panzer-S-Klasse“ fast schon kontraproduktiv beigetragen haben.
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