Was ist denn das? Die amerikanische Firma SV Motorcompany nutzt Chassis und Technik der Corvette C6 von Chevrolet, um darauf den 9C Competizione zu bauen. Die Nutzung bewährter Chevrolet-Teile ist nichts neues, was die SV Motorcompany ersann aber schon.
Die Website des Herstellers gibt sich mit markigen Aussagen wie „Der 9C ist ein Meisterstück von Form und Funktion“ äußerst selbstbewusst. Eine Plakette am vorderen Kotflügel mit der Aufschrift „Disegno de …“ (Unleserlich, wird auch nicht im Text genannt) soll auf die italienische Abstammung hinweisen. Diese manifestiert sich vor allem in Designanleihen. Besonders der Alfa 8C Competizione stand hier Pate, nicht nur in der Namensgebung. Die kleinen Frontscheinwerfer und die auf eins pro Seite reduzierten Rücklichter sprechen Bände.
Highlights des 9C Competizione
„Stärker als ein Porsche 911 GT3, leichter als ein Ferrari 599 GTB, stoppt schneller als ein Lamborghini Murcielago“ Mit diesem Statement weist SV auf die angeblich überlegenen Fahrleistungen hin. Aussagenbewertung 1: Nicht zu glauben. Der Corvette V8-Smallblock leistet ohnehin mehr als der Porsche-Boxer ohne Turbo-Aufladung. Nummer 2: Wie ist es SV nur gelungen, den zweitschwersten Ferrari zu unterbieten? Punkt 3: bestimmt sogar einige Dezimeter. Genaue Werte der modifizierten Bremsanlage stellt SV allerdings nicht bereit. Dank neuem Ansaugtrakt und Sportauspuffanlage klettert die Motorleistung um ganze 14 PS auf 450. Beeindruckend. Die Spitzengeschwindigkeit liegt mit 305 km/h allerdings unter dem Niveau der oben erwähnten Konkurrenz. Mit den serienmäßigen Pirelli P-Zero Reifen sind Querbeschleunigungen von bis zu 1,03 g möglich, was allerdings vor allem dem Corvettefahrwerk zu verdanken ist.
Fragwürdige Schönheits-OP für den 9C Competizione der SV Motorcompany
Bei sorgfältiger Betrachtung ist festzustellen, dass die SVM bei der Einkleidung des 9C einige Partien unverändert ließ. Der Grund dürfte hierbei in Sicherheitsbedenken und Vermeidung von Crashtests zu suchen sein. So bleiben die besonders crashrelevanten Partien Türen, Dach sowie Scheibe unangetastet und müssen sich keiner Prüfung unterziehen. Wegen der Sicke in den Türen blieben die Luftauslässe der Vorderkotflügel erhalten, die Hinteren wurden auch mit Löchern bedacht. Ob sie zur Bremskühlung dienen, erfahren wir indes nicht. Besonders skurril mutet aber der Versuch an, die dominante und breite B-Säule der Corvette mit rundlichen Aufklebeteilen zu kaschieren.
Abnehmen mit der SV Motorcompany
Absoluter Eyecatcher des 9C bleibt aber die Front. Über der Stoßstange und dem breiten Lufteinlass für den Kühler prangt ein weiterer Grill. Der soll die Ansaugluft für allgegenwärtige Performance sicher. Mit Wohlwollen erinnert diese Öffnung an den Kühler eines Formel-Rennwagens der 50er Jahre, mit Bosheit an den Grill ohne Ringe eines Audi 80 B4. Zu den positiven Eigenschaften des 9C zählt in jedem Fall sein Gewicht, dass durch die konsequente Verwendung von Kohlefaser an den Bodyparts um 70 kg im Vergleich zur Corvette gedrückt werden konnte. Was man nun für mindestens 99.995 US-Dollar zu erwarten hat, ist auch nicht sicher. Ist es nun der Preis für ein komplettes Fahrzeug? Klingt unwahrscheinlich, vermutlich muss man dafür die Corvette selber beisteuern. Andernfalls wäre es ein echtes Schnäppchen. Geradezu lächerlich erweist sich jedoch die Qualität der Lackierung: Das Pressefoto mit dem oben erwähnten Emblemen auf dem Kotflügel zeigt eine wellige, sehr erfolgreich mit Orangenhaut konkurrierende Oberfläche.
Selbstgemachte Alufelgen am 9C Competizione
Warum in der ganzen dramatisierten Italophilie aber niemand die recht ungeschlachten Außenspiegel der Corvette durch filigranere, zum Gesamterscheinungsbild des Wagens passendere Exemplare ersetzt hat, bleibt offen. Möglicherweise war aber die ganze Belegschaft gerade mit dem offensichtlich unwahrscheinlich wichtigen Entwerfen von Leichtmetallfelgen beschäftigt. Die SV Motorcompany rühmt sich, den 9C mit vier verschiedene Rad-Designs anbieten zu können. Die Innenraummodifikationen lösen auch keinen Jubel aus, allem voran die Einbettung von Corvette-Plastikschaltern in etwas, das nach Wurzelholz aussieht und die recht zusammengewürfelt wirkenden Armaturen. Genau wie das Spitzenmodell 8C von Alfa Romeo soll der 9C von SchlussVerkauf Motors in limitierter Auflage, hier lediglich 1.000 Exemplare, gefertigt werden. Glück gehabt.
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