Land-Rover-Historie: Die verrückt gewordene Waschmaschine aus Solihull

Der britische Premierminister Winston Churchill war „not amused“, als er das erste Mal in einem Land Rover saß. Dem Welterfolg des Geländefahrzeugs hat das keinen Abbruch getan: Nach fast 70 Jahren ist das kantige Gefährt zu einer britischen Ikone geworden.

Ein Fahrzeug fürs Feld und für den Export

Als der Land Rover im Jahr 1948 das Licht der Welt erblickte, litt die britische Wirtschaft unter den ökonomischen Folgen des Zweiten Weltkriegs. Der in Solihull in den West Midlands beheimatete Autohersteller Rover Cars erkannte den großen Bedarf an Nutzfahrzeugen für die Landwirtschaft und den Wiederaufbau, worauf der Rover-Ingenieur Maurice Wilks den Land Rover Series I entwickelte.

Die erste Baureihe besaß eine genietete Aluminiumkarosserie, einen Kastenrahmen sowie Starrachsen. Aluminium für die Karosserie war deshalb das Material der Wahl, weil es im Gegensatz zu Stahlblech damals leichter zu beschaffen war.

Nach seiner Vorstellung auf dem Automobilsalon in Amsterdam wurde der kantige 4×4-Landy schnell zu einem Exportschlager für die Insel. Nichtsdestotrotz war die Offroad-Performance für viele gewöhnungsbedürftig. So soll der britische Weltkriegs-Premier Churchill nach einer Testfahrt gesagt haben, dass er sich „wie in einer verrückt gewordenen Waschmaschine“ gefühlt habe. Dafür dürften nicht zuletzt die Blattfedern des Gefährts verantwortlich gewesen sein, die erst 1983 durch Schraubenfedern abgelöst wurden.

Flexibler Vierrad-Geländewagen

Nach dem Erfolg der Series-I-Landys folgt 1958 die Series II, die im Jahr 1971 von der Series III abgelöst wurde. 1970 schuf Rover mit dem Range Rover eine Version für Besserverdienende, die sich durch mehr Komfort auszeichnete, und seit 1990 bekam der Land Rover mit dem Begriff „Defender“ einen neuen Produktnamen.

Gleichzeitig überlebte der Landy die Krise der britischen Autoindustrie in den Siebzigerjahren und gleich mehrere Unternehmensbesitzer: BMW, Ford und den Tata-Konzern.

In all den Jahrzehnten hat der Land Rover in ungezählten Varianten seinen Dienst versehen – als Ackerschlepper ebenso wie als Expeditionsfahrzeug oder als Gefährt für Mitglieder der britischen Krone. Insgesamt wurden etwa zwei Millionen Exemplare gebaut, davon ging ungefähr die Hälfte ans Militär oder an diverse Behörden. Drei Viertel aller gefertigten Landys sollen heute noch laufen, die letzten originalen Defender liefen 2016 vom Band.

Begehrtes Vintage-Gefährt

Wer sich heute einen Land Rover aus den Sechzigern, Siebzigern oder Achtzigern leisten will, muss je nach Modell, Zustand und Häufigkeit oft tief in die Tasche greifen. Wenn beispielsweise vor vielen Jahren einen Land Rover Military Lightweight in einem restaurierungsbedürftigen Zustand gekauft und wieder in den Originalzustand versetzt wurde, kann das Gefährt bei einem Verkauf mittlerweile bis zum Zehnfachen des Kaufpreises erzielen. Allerdings muss vorher oft noch viel in Arbeitsstunden und Ersatzteile investiert werden, was die Marge schmälert.

Auto-Zubehör für die alten Land-Rover-Modelle gibt es heute entweder bei einschlägigen Werkstätten und Vintage-Händlern im Netz oder auf Online-Marktplätzen.

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