Göttingen – Ärgerlich, wenn man vor der Fahrradtour feststellen muss, dass die Luft buchstäblich bereits raus ist. Doch den Platten zu reparieren, ist kein Hexenwerk.
«Dass ein Fahrradschlauch während einer langen Standphase Luft verliert, ist zunächst einmal ganz natürlich», sagt Gunnar Fehlau. «Es macht deshalb Sinn, die Reifen mit einer Manometer-Pumpe schon am Vorabend einer Tour bis zum auf der Reifenflanke angegebenen Maximaldruck aufzupumpen und über Nacht abzuwarten.» Habe der Reifen am nächsten Morgen noch den vollen Druck, dann sei alles okay, so der Journalist beim Pressedienst Fahrrad (pd-f).
Ein bisschen Werkzeug muss schon sein
«So viel Glück hat man aber längst nicht immer», weiß David Eisenberger vom Zweirad-Industrie-Verband (ZIV). Wer ein Fahrrad häufiger nutzt, werde zwangsläufig irgendwann auch mit einem platten Reifen konfrontiert. «Dann muss zunächst das entsprechende Laufrad demontiert werden.» Ein großes Problem sei der Radausbau heute dank der meist verbauten Schnellspanner aber nicht mehr.
Ein wenig Werkzeug benötigt man dennoch. Fehlaus Empfehlung ist im Idealfall ein Multitool, dazu zwei Reifenheber sowie eine kompakte Pumpe. «Zudem für den Fall, dass die Räder nicht mit einem Schnellspanner ausgerüstet, sondern klassisch verschraubt sein sollten, ein Maulschlüssel.»
Unter Wasser auf Lochsuche gehen oder «erschnüffeln» lassen
Hat man alles zur Hand, kann es losgehen. «Zunächst wird mit dem Reifenheber der Mantel auf einer Seite von der Felge gehebelt, so dass man den Schlauch herausziehen kann», erklärt Verbandssprecher Eisenberger. Zur Identifizierung des Lochs diene noch immer die altbekannte Methode, den Schlauch im Wasserbad nach austretenden Luftbläschen zu untersuchen. «Unterwegs ist das allerdings nicht immer möglich.»
Fehlau bringt daher den sogenannten Lochschnüffler ins Spiel. Das ist ein kleiner Behälter mit Styroporkugeln. Im Normalzustand liegen sie still. «Wird der Behälter aber über die defekte Stelle geführt, an der Luft austritt, bewegen sich die Kügelchen.» Hat man das Loch erst einmal identifiziert – es sollte nicht größer als drei Millimeter sein – ist die eigentliche Reparatur relativ einfach. Fehlau rät zu fertigen Sets. Sie enthalten alles, was man zum Flicken benötigt.
Der feste Druck macht den Unterschied
«Zunächst wird die schadhafte Stelle leicht angeraut, dann kann der Flicken aufgebracht werden», erklärt Eisenberger, der zu selbstklebenden Flicken rät, da sie deutlich besser zu handhaben seien, als solche, die nach einem separaten Kleber verlangen. «Der hohe Anpressdruck in den ersten 15, 20 Sekunden macht dann die Musik und entscheidet über die Haltbarkeit», erklärt Fehlau.
Bevor der Schlauch nun wieder auf die Felge gezogen wird, gilt es noch einige Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. «Man sollte unbedingt schauen, ob an der Innenseite des Reifens noch Reste des ursprünglichen Übeltäters stecken, etwa der Rest eines Dorns oder ein Stückchen Glas», sagt Fehlau. Sowas müsse dann selbstverständlich vorsichtig entfernt werden. Fehlau rät zu einem guten Felgenband, das den Schlauch vor dem direkten Kontakt mit der Felge schützt. Denn die Speichen können an der Innenseite der Felge durchaus spitze Grate aufweisen.
Auch ein optimal reparierter Schlauch bleibt eine Notlösung
Ist all das berücksichtigt, «kann der reparierte Schlauch eingesetzt und schließlich der Mantel auf die Felge gehebelt werden», so Eisenberger. Achtung: Nicht vergessen, das Ventil durch die Ventilöffnung in der Felge zu führen. Abschließend rät er dazu, den reparierten bald gegen einen neuen Schlauch auszutauschen. «Egal, wie gut die Qualität des Flickzeugs heute auch ist, letztlich bleibt ein geflickter Schlauch eine Notlösung.»
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(dpa/tmn)