Berlin – Fahrer von Elektroautos können ihren Wagen an immer
mehr öffentlich zugänglichen Stationen aufladen. Ende Juli gab es
deutschlandweit mehr als 20.500 Ladepunkte – das waren knapp 52
Prozent mehr als vor einem Jahr. Davon werden nach Angaben des
Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) 75 Prozent
durch die Energiewirtschaft betrieben.
«Der Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur hält mit dem aktuellen
Markthochlauf von Elektroautos mit», sagte Stefan Kapferer,
Vorsitzender der BDEW-Hauptgeschäftsführung, der Deutschen
Presse-Agentur. Auch im ländlichen Raum gebe es zunehmend Ladepunkte.
Kapferer forderte die Bundesregierung zugleich auf, Hindernisse zu
beseitigen: «Wir brauchen aber einen schnelleren Ausbau der
Ladeinfrastruktur im privaten Bereich und an Arbeitsplätzen. Denn
hier dürften in Zukunft die meisten E-Autos geladen werden.» Dazu
müsse die Bundesregierung viel mehr tun.
«Vor allem brauchen wir endlich eine Änderung des Miet- und
Wohneigentumsrechts», sagte Kapferer. «Es ist sehr hinderlich, dass
die Bundesregierung das noch immer nicht umgesetzt hat. Eine Änderung
kostet nichts, würde aber sehr viel bringen.» Bisher kann in einer
Wohnungseigentümergemeinschaft ein Eigentümer nur dann eine Ladesäule
aufstellen, wenn alle anderen Eigentümer dieser Gemeinschaft
einwilligten. Zudem kann in einer Mietimmobilie der Vermieter den Bau
einer Ladesäule verweigern.
Ein dichtes Netz von Ladestationen gilt als Voraussetzung dafür, dass
mehr Elektroautos benutzt und gekauft werden. Deutlich mehr
E-Fahrzeuge in den kommenden Jahren sind immens wichtig, damit
Autobauer strengere CO2-Grenzwerte bis 2030 einhalten können.
Außerdem geht es darum, Klimaziele zu erreichen. Eine
Regierungskommission hatte als Ziel formuliert, dass bis 2030 zehn
Millionen Elektro-Pkw notwendig sind.
Im ersten Halbjahr 2019 stiegen die Neuzulassungen von Elektroautos
zwar deutlich an, aber auf einem immer noch überschaubaren Niveau.
Die Zahl der neu zugelassenen Hybridautos erhöhte sich nach Zahlen
des Kraftfahrt-Bundesamtes um fast 70 Prozent auf rund 103.00
Fahrzeuge. Hybridautos kombinieren einen E-Antrieb mit einem
Verbrennungsmotor. Die Zahl der reinen E-Autos wuchs um 80 Prozent
auf rund 31.000 Wagen. Insgesamt wurden in den ersten sechs Monaten
rund 1,85 Millionen Autos neu zugelassen.
Das Bundeskabinett hatte vor kurzem ein milliardenschweres Paket zur
Förderung der E-Mobilität auf den Weg gebracht. Dazu zählt die
Verlängerung eines Steuerprivilegs für Elektro-Dienstwagen.
In den nächsten Jahren sollen zahlreiche neue E-Auto-Modelle auf den
Markt kommen. So startet der deutsche Marktführer Volkswagen im
kommenden Jahr eine Offensive, unter anderem mit dem neuen Modell ID
3.
Fotocredits: Hendrik Schmidt
(dpa)