Chancen und Risiken eines Wohnmobil-Urlaubs

Berlin – Urlaub, und das eigene Zuhause immer dabei – das versprechen Wohnmobile und Wohnwagen. Statt Hotelzimmer zu buchen, müssen zwar Stellplätze gesucht, Wassertanks gefüllt und die Gasanlage gewartet werden. Doch Toilette und Betten fahren stets mit.

Und der Proviant ist schnell in der Bordküche geschmiert. Torsten Berning, Autor von Wohnmobilführern, hat mehrere 100.000 Kilometern Erfahrung am Steuer. Er verrät, wie man Kosten senkt, welches Reisetempo angemessen ist, welche neuen Technologien eine Chance haben sowie seine schönsten Momente von unterwegs.

Was lieben Sie an der Reiseform mit dem Wohnmobil?

Torsten Berning: Der größte Vorteil liegt in der individuellen Reiseplanung, der Flexibilität, unabhängig von Wetter und Buchungen unterwegs zu sein. Für den, der von Ort zu Ort unterwegs ist und den Urlaub als Tour begreift, ist das Wohnmobil unschlagbar. Es gibt inzwischen viele einfache Gemeindestellplätze, an denen man gut und günstig unterkommt. Wer an einen bestimmten Platz, zum Beispiel zu einer Veranstaltung möchte, kommt natürlich nicht drum herum, auch mal zu reservieren.

Mit dem Wohnwagen ist man weniger flexibel, hat aber eigene Freiheiten. Wem würden Sie den Caravan, wem das Reisemobil empfehlen?

Berning: Wer mit dem Wohnwagen unterwegs ist, ist natürlich bei Tagesausflügen mit dem Pkw sehr flexibel, muss aber an den Ausgangspunkt zurückkehren. Wer seinen Urlaub für 14 Tage auf einem Campingplatz plant, ist mit einem Caravan gut bedient, zumal die Anschaffungskosten niedriger sind. Für das Wohnmobil reicht am Abend auch mal der einfache Stellplatz, der sogar kostenlos sein kann. Dies ist mit dem Caravan nicht so einfach möglich.

Was sollte ihrer Meinung nach immer in ein Reisemobil gehören? Gibt es auch zu viel an Ausstattung?

Berning: Reisemobile sind mittlerweile so gut ausgestattet, dass wirklich nicht mehr viel fehlt. Es gibt Dinge, die möge jeder für sich selbst entscheiden: Fernsehen ja oder nein, automatische oder manuelle Satellitenantenne. Was ich jedem empfehle, ist eine Solaranlage mit zusätzlicher Batterie und einem Wechselrichter, um 220-Volt-Geräte betreiben zu können.

Die dafür notwendigen 2000 Euro sind bestimmt besser investiert als 6000 Euro für eine automatische Hubstützenanlage, die das Fahrzeug wie von Geisterhand waagrecht stellen. Unverzichtbar ist die Markise und für die Sicherheit ein Crashsensor, der im Falle eines Unfalls die Gasversorgung sperrt.

Was gehört noch zum Grundzubehör?

Berning: An Bord gehören natürlich noch Wasserschlauch und Wasserkanister für den Notfall, eine Ersatz-Wasserpumpe, wenn diese mitten in den schottischen Highlands den Betrieb aufgibt, Auffahrkeile, um Unebenheiten beim Stehen auszugleichen und nach Möglichkeit ein vollwertiges Ersatzrad. Nicht schaden kann auch eine kleine Werkzeugkiste mit Silikon sowie Panzertape, so dass man manches kleine Malheur schnell selbst beheben kann.

Nervt es Sie auch manchmal, immer alles dabei zu haben?

Berning: Nein, denn gerade das hat seinen besonderen Reiz. Wer die Möglichkeit hat, sollte sein rollendes Zuhause immer fahrfertig vor der Tür stehen haben. Denn so wird es vom Urlaubs- zum Freizeitmobil, mit dem auch Freunde zum Grillabend mit Bier besucht werden können, ohne dass man sich Gedanken macht, wer später nach Hause fährt. Man kann ja einfach in der Einfahrt nächtigen.

Neu sind Wohnmobile und Wohnwagen teuer. Was halten Sie vom Gebrauchtkauf? Oder sollte man für den Urlaub lieber leihen?

Berning: Meine Empfehlung, vor allen Dingen für Neu-Camper: Ohne Test-Urlaub im Miet-Caravan oder -Wohnmobil wird nicht gekauft. Ist das Ergebnis überzeugend, hat die Geldbörse das Sagen. Einen Gebrauchtkauf aus erster Hand halte ich für eine gute Entscheidung. So findet man garantiert den richtigen Grundriss, sollte aber einen Gebrauchtcheck beim Händler, Tüv, Dekra oder beim ADAC machen – für um die 100 Euro. Fährt man nur einmal im Jahr los, ist Mieten günstiger.

Fotocredits: Andrea Warnecke
(dpa/tmn)

(dpa)