Los Angeles – Es ist Showtime in Los Angeles und die PS-Branche fährt noch einmal groß auf. Während die Aussteller noch vor wenigen Wochen auf dem Pariser Salon wenig Neues zu bieten hatten, feiern sie bei der letzten Motormesse des Jahres einen optimistischen Ausstand.
Allerdings machen die Premieren mehr als deutlich, wie zerrissen die Branche gerade ist und wie mühsam sie ihren Weg zwischen der alten Welt und einer neuen Zeit sucht. Denn gegensätzlicher als hier im Staples Center in Downtown Los Angeles könnten die Enthüllungen kaum sein.
Unumstrittener Star der
LA Auto Show (Publikumstage: 30. November bis 9.Dezember) ist der neue Porsche 911, der im Frühjahr zu Preisen ab 120.125 Euro in die achte Generation geht. Er ist zwar stärker, schneller und digitaler als je zuvor, bleibt aber im Grunde ganz der Alte. Nicht nur das Design ist lediglich eine Evolution, genau wie das Interieur, das einem trotz der großen Bildschirme relativ vertraut vorkommt.
Auch am Antrieb ändert sich nicht viel. Es bleibt laut Porsche beim Sechszylinder-Boxer, der jetzt mit einem Partikelfilter kombiniert ist und 331 kW/450 PS leistet. Der lange kolportiere Hybridantrieb ist laut Baureihenchef August Achleitner zumindest fürs Erste kein Thema.
Während der Porsche 911 damit für das Beste aus der alten Welt steht, liefert Audi den Gegenentwurf für eine neue Zeit. Denn bei den Bayern dreht sich im Rampenlicht die Studie E-Tron GT, die laut Designchef Marc Lichte in zwei Jahren als elektrischer Gran Turismo in Serie gehen soll: Angetrieben von zwei Elektromotoren mit zusammen 434 kW/590 PS und dank über 90 kWh Akkukapazität mit mehr als 400 Kilometern Reichweite, beschleunigt er mit 3,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h auf 911-Niveau, der bestenfalls 3,4 Sekunden schafft. Nur bei Vollgas zieht der Stromer den Kürzeren: Wo der neue Elfer maximal 308 km/h schafft, ist für den Audi bei 240 Sachen Schluss.
Eine ähnlich widersprüchliche Paarung kann man in Los Angeles im ur-amerikanischen Segment der Pick-ups sehen. Auf der einen Seite steht da der neue Jeep Gladiator, mit dem der urtümliche Wrangler eine Pritsche bekommt. Und auf der anderen Seite steht der Rivian R1T, den ein Start-up ab 2020 in Serie bauen will. Wo der Jeep mit V6-Motoren für Benzin und Diesel fährt, treiben den Rivian E-Maschinen an. Und trotz der Batterien für mehr als 600 Kilometer bietet er darüber hinaus auch noch jede Menge Stauraum – darunter zum ersten Mal im Segment auch vorn unter der Haube und unter der Rückbank.
Nirgends wird der Zeitenwechsel in der PS-Branche aber so deutlich wie auf dem Stand von BMW, wo Gegenwart und Zukunft mit dem neuen X7 und dem iNext direkt aufeinander treffen: Denn beide Autos sind große, luxuriöse SUVs für die automobile Überflussgesellschaft, nur dass der X7 mit Verbrennern bis hin zum V8-Motor kommt und schon in der sparsamsten Variante 6,5 Liter verbraucht und der iNext rein elektrisch abtrieben wird, eine Reichweite von mehr als 600 Kilometern haben wird und obendrein auch noch weitgehend autonom fahren kann.
So unterschiedlich die beiden Autos sind und so weit sie technisch auseinanderliegen, sind sie sich zeitlich näher als man meint. Der X7 könnte 2019 und der iNext geht bis 2021 in Serie, sagt Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich.
Zu diesen ausgesprochen gegensätzliche Paarungen gesellen sich in Los Angeles ein paar Neuheiten, die konventionell sind und trotzdem irgendwie besonders: In der Kompaktklasse ist das der Mazda3, der im Sommer als Schräg- und Stufenheck in die vierte Generation geht und nicht nur ein aufwendigeres Design bekommt als die meisten Konkurrenten, sondern mit dem ersten Diesotto-Motor in Serie beweisen will, dass der Verbrenner noch eine Zukunft hat, weil der Benziner mit der Kompressionszündung des Diesels bis zu 30 Prozent sparsamer wird.
Daneben buhlt die dritte Auflage des Kia Soul um Aufmerksamkeit und geht zumindest in Europa ebenfalls einen eigenen Weg, weil er dort nur noch elektrisch angetrieben wird.
Und dann sind da noch zwei PS-Premieren aus Deutschland, die keinem Trend folgen und trotzdem gut nach Los Angeles passen – weil sie einfach Spaß machen: der frisch geliftete GT bei Mercedes-AMG und das Achter Cabrio bei BMW. Denn während es bei uns so langsam kalt und grau wird, scheint in Kalifornien schließlich noch die Sonne.
Fotocredits: Thomas Geiger,Thomas Geiger,Thomas Geiger,Thomas Geiger,Thomas Geiger,Thomas Geiger,Thomas Geiger,Thomas Geiger,Thomas Geiger
(dpa/tmn)