Berlin – Mittelklasse bedeutet nicht Mittelmäßigkeit, das zeigt der Audi A4: Bei der Hauptuntersuchung (HU) gehört das Modell zu den Besten. Der A4 sei «vollwertig und höchst solide», schreibt der «TÜV Report 2018». Auf dem Prüfstand gehörten die A4 zu den besonders mängelarmen Modellen.
Beim ersten Pflichtcheck nach drei Jahren ab Erstzulassung liegt die Quote der mängelfreien A4 demnach bei 94,4 Prozent. Dieser hohe Wert sei umso bemerkenswerter, weil die Fahrzeuge zu diesem Zeitpunkt bereits eine sehr hohe Laufleistung aufwiesen, die den Durchschnitt um 45 Prozent übertreffen.
Worauf Interessierte aber achten sollten, ist zum Beispiel der Ölverlust bei der ab 2000 gebauten Generation B7. Bei neun Jahre alten A4, das betrifft also auch schon den Nachfolger B8, sollten die Vorderachsen genauer inspiziert werden, bei elfjährigen steigen die Mängelquoten der Federn auf durchschnittliche Werte an. Während Licht und Bremsen viel Lob kassieren, werden als einziges Bauteil die Bremsschläuche überdurchschnittlich oft bemängelt – das aber nur beim B7.
Die ADAC-Pannenstatistik listet zwar einige Marotten auf. Diese waren aber nicht so häufig, dass es nicht für die Noten «gut» oder «sehr gut» über alle Baujahre gereicht hätte. Noch am häufigsten rückten die Helfer des Clubs wegen defekter Motoren oder streikender Zündspulen bei Modellen der Baujahre 2008 und 2009 aus.
Bei Autos von 2010 und 2011 streikte öfters mal die Kraftstoffpumpe. Bei den Baujahren 2008 bis 2011 erwiesen sich Motorabdeckungen und Bodenschutz als nicht ganz optimal. Beim 2008er A4 macht laut ADAC schon mal die Steuerkette Probleme.
Allerdings spiegelt die hohe Zahl der Rückrufaktionen den hier seit Jahren negativen Trend wider. Seit dem Start der B7-Auflage im Jahr 2000 hat der ADAC dreizehn Aktionen gezählt. Turbolader, Wasserpumpen oder scharfkantige Dekorleisten gaben Anlass zur Nachbesserung. Der größte Rückruf datiert von Ende 2014 und betraf 150.000 Fahrzeuge des Bauzeitraums November 2011 bis Oktober 2014. Anlass waren Softwarefehler im Airbagsteuergerät, mögliche Folge: ein Nichtauslösen der Frontairbags bei Unfall.
Als Nachfolger des Audi 80 kam der erste A4 1994 auf den Markt. Die dritte Generation B7 wurde von 2004 bis 2008 gefertigt, schon 2007 startete der B8, der 2015 vom aktuellen Modell abgelöst wurde. Limousine und Variant gab es immer, allerdings stellte Audi das Cabrio mit dem B8 ein. Dafür kam 2009 die höher gelegte und beplankte Version des Kombis Avant, der Allroad, in die Kataloge.
Wer die Motorhaube hochklappt, entdeckt beim A4 konventionelle Maschinen, die es allerdings vor allem im Fall der Sportmodelle S4 und RS4 in sich haben. Während es die RS4-Version beim B7 noch in drei Karosserievarianten gab, gibt es das Sportmodell vom B8 nur noch als Kombi. Und: Nur Gebrauchtwagenkäufer kommen in den Genuss eines V8, denn die aktuellen RS4-Kombis haben nur noch sechs Zylinder.
Das Leistungsspektrum der Benziner im B7 reicht von 75 kW/102 PS bis 309 kW/420 PS. Die Diesel bringen es auf 85 kW/115 PS bis 171 kW/233 PS. Der B8 setzt das Leistungsmaximum noch höher: Die Ottomotoren generieren von 88 kW/120 PS bis zu 331 kW/450 PS, die Selbstzünder von 88 kW/120 PS bis 180 kW/245 PS. Auch ein 132 kW/180 PS starker A4 Flexible Fuel für den Betrieb mit Bioethanol (E85) war im Programm. Der Erdgas-A4 G-Tron kam erst mit der Neuauflage (B9).
Wer auf dem Gebrauchtwagenmarkt auf der Suche nach dem Dampfhammer RS4 ist, muss laut «DAT Marktspiegel» der Deutschen Automobil Treuhand für einen 4.2 FSI Quattro Avant mit 331 kW/450 PS von 2012 mit einem Durchschnittspreis von 32.800 Euro und einer Laufleistung von 110.000 Kilometern rechnen.
Genügt eine A4-Limousine mit 118 kW/160 PS von 2011, so sind für einen entsprechenden 1.8 TFSI mindestens 10.050 Euro vermerkt – je nach Ausstattung kommen ein paar Hundert Euro dazu (124.000 Kilometer). Soll es eine gleich alte Variante als Kombi mit Flexible-Antrieb sein, werden statistische 12.600 Euro fällig.
Fotocredits: Audi AG
(dpa/tmn)