Was Autofahrer zu MPU wissen müssen

Berlin – Der Schrecken vieler Autofahrer hat drei Buchstaben: MPU. Die Medizinisch-Psychologische Untersuchung soll nach einem Führerscheinentzug die charakterliche Reife prüfen. Doch wann darf überhaupt eine MPU angeordnet werden? Und wie läuft sie ab?

«Mit einer MPU wird festgestellt, ob jemand wieder zum Führen von Kraftfahrzeugen geeignet ist oder ob Bedenken gegen seine körperliche, geistige und charakterliche Eignung bestehen», erklärt Hasso Suliak vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR).

Eine MPU dauert zwei bis vier Stunden. Sie umfasst neben einem psychologischen Gespräch und einer verkehrsmedizinischen Untersuchung auch einen Computer-Test zur Reaktions- und Konzentrationsfähigkeit sowie Aufmerksamkeit. Bei Eignungszweifeln kann die zuständige Fahrerlaubnisbehörde eine MPU bei einer amtlich anerkannten Begutachtungsstelle für Fahreignung (BfF) einfordern.

Eignungszweifel sind zum einen im
Straßenverkehrsgesetz (StVG) geregelt. «Das betrifft die Personen, die nach Erreichen von acht Punkten in Flensburg die Fahrerlaubnis entzogen bekommen haben», erklärt Christian Janeczek, Fachanwalt in Dresden und Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Verkehrsrecht im Deutschen Anwaltverein (DAV). Zum anderen gibt es Regelungen in der Fahrerlaubnis-Verordnung. Hier geht es um die medizinischen, alkoholbedingten und drogenbedingten Eignungszweifel.

Im Normalfall wird die MPU bei einem wiederholten Entzug der Fahrerlaubnis angefordert. Wer aber mit mehr als 1,6 Promille Blutalkohol am Steuer erwischt wird, dem droht sie auch beim ersten Mal. Das gilt nicht nur für Autofahrten, sondern auch für Touren mit Rad oder E-Bike.

«Aus Studien weiß man, dass nach einer Trunkenheitsfahrt ab 1,6 Promille Blutalkoholkonzentration die Wahrscheinlichkeit für eine erneute Auffälligkeit deutlich erhöht ist», sagt Suliak. Für andere Gründe, die zu einer MPU führen, gibt es Suliak zufolge vergleichbare wissenschaftliche Untersuchungsergebnisse. Dazu zählen Fahrten unter Einfluss von Betäubungsmitteln, erhebliche und wiederholte Verstöße, die zu Punkten in Flensburg führen, oder Hinweise auf ein erhöhtes Aggressionspotenzial.

MPU- Anbieter müssen von der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) zertifiziert worden sein, sagt Herbert Engelmohr vom Automobilclub von Deutschland (AvD). Die BASt bietet im Internet eine Übersicht amtlich anerkannter
MPU-Stellen in Deutschland an. Mehr als 90 000 Menschen haben sich nach BASt-Angaben 2016 im Rahmen einer MPU begutachten lassen.

Die Überprüfung werde vom MPU-Aspiranten selbst bei der Begutachtungsstelle in Auftrag gegeben, sagt Engelmohr. «Der Betroffene sollte strikt darauf achten, dass er das Gutachten mit dem Ergebnis selbst erhält – und nur ein Gutachten mit positivem Ergebnis an die Behörde weiterleitet.» Wer durchfällt, kann die MPU beliebig oft wiederholen. Ein Erfolg beim «Idiotentest», wie die Untersuchung im Volksmund genannt wird, ist aber Voraussetzung zur Wiedererteilung der Fahrerlaubnis.

Wichtig zu beachten: Die
Fahrerlaubnisbehörde gibt beim Antrag auf Wiedererteilung der Fahrerlaubnis einen festen Termin vor, an dem das MPU-Gutachten vorliegen muss. Ist dies nicht der Fall, wird der Antrag auf Wiederausstellung erstmal abgelehnt.

Die Kosten für MPU-Gutachten sind über eine einheitliche
Gebührentabelle vorgegeben. «Da aber Zusatzkosten, zum Beispiel für Laborbefunde, anfallen können, muss man bei der Begutachtungsstelle den Zahlbetrag erfragen», rät Engelmohr. Für eine MPU sei mit einem mittleren dreistelligen Eurobetrag zu rechnen.

Um die Erfolgsaussichten zu erhöhen, gibt es viele Angebote zur MPU-Vorbereitung. Seriöse Anbieter haben verkehrspsychologisches Fachpersonal, das mit den Teilnehmern an deren Einstellungen feilt. Doch es gibt auch schwarze Schafe. Nicht seriös sind aus BASt-Sicht zum Beispiel Kurse, die mit Schauspielunterricht werben. Viele der Anbieter von MPU-Vorbereitungen bieten kostenlose Infoabende. Diese kann man nutzen, um zum Beispiel Fragen zum Kurskonzept zu stellen.

Bleibt noch die Frage zum Sinn der MPU. Manche halten sie für Abzocke. Macht die MPU als Instrument die Straßen sicherer? Aus DVR-Sicht schon. Die Begutachtung sei seriös und erfolge auf hohem wissenschaftlichem Niveau, sagt Suliak. Und mit Verweis auf Umfragen zu dem Thema sagt er: Auch ein Großteil der Bevölkerung schätze die MPU trotz ihres teilweise schlechten Rufs durchaus.

Fotocredits: Ralf Hirschberger
(dpa/tmn)

(dpa)