Hagen (dpa/tmn) – Es gleicht einem heiligen Ritual: Samstags ist Waschtag fürs Auto. Dabei kann aber einiges schief gehen. Und nicht nur die Umwelt gerät dabei in Gefahr, sondern auch der Lack und damit der Wert des Fahrzeugs.
«Wer sensible Lacke oder ein Cabrio hat, sollte die Handwäsche bevorzugen», rät Christian Petzoldt, Fachbuchautor zum Thema Fahrzeugpflege aus Hagen. Nicht überall gibt es Waschprogramme für Cabrios. Auch bei stark zerklüfteten Karosserien von Klassikern ist die Handarbeit von Vorteil. Bei Farben wie Schwarz Uni fährt man mit einer vorsichtigen Handwäsche besser, weil sie weniger Spuren hinterlässt. «Denn je dunkler ein Lack ist, desto mehr Spuren kann man in der Sonne sehen.»
Alternativen zur Waschanlage sind Waschplätze, SB-Boxen oder das eigene Grundstück. Doch dazu gibt es keine bundeseinheitliche Regelung. «Die Einzelheiten regeln häufig die Kommunen. Autobesitzer sollten sich bei den Ordnungsämtern oder den Wasserbehörden in ihrer Gemeinde über die vor Ort geltenden Regelungen erkundigen», sagt Rüdiger Wolter vom Umweltbundesamt. «Manche Gemeinden erlauben oder dulden das private Autowaschen, und andere verhängen Bußgelder.»
«Je schmutziger ein Auto ist, umso mehr Wasser sollte man bei der Vorwäsche benutzen», sagt Petzoldt. Denn sonst besteht die Gefahr, dass verbliebener Schmutz mechanische Spuren hinterlässt. Bei der Handwäsche schwört Petzoldt auf seine Zwei-Eimer-Technik, die er schon seit vielen Jahren anwendet. Dabei ist ein Eimer mit Shampoo-Wasser gefüllt, der andere dient mit klarem Wasser dazu, Schwamm oder Mikrofaser-Waschhandschuh zu reinigen. «Das verhindert, dass Schmutz und Sand immer wieder auf dem Lack verrieben werden kann.»
Shampoo oder Felgenreiniger sollte man nicht überdosieren. Das trägt die Konservierung ab, kann Flecken bilden und schädigt Kunststoff- und Gummiteile. «Bei konventionellen Insektenlösern ist eine Wachsschicht in der Regel nach einer einmaligen Anwendung weg. Tipp: die Stellen mit nassem Zeitungspapier oder Tüchern einweichen. Wenn es sehr warm draußen ist, sollte man in Abschnitten waschen. Das verhindert, dass sich das Gemisch aus Reiniger und Schmutz einbrennt.
Spürbare Ablagerungen entfernt man mit einer Reinigungsknete aus dem Fachhandel. Sonst sorgen sie als gelöste Schmutzpartikel beim Polieren für markante Spuren – Hologramme – im Lack. Man führt sie über den leicht mit etwas Shampoo-Wasser angefeuchteten Lack und nimmt die Partikel auf. «Danach sollte sich die Oberfläche glatt wie eine Glasscheibe anfühlen», sagt Petzoldt.
Wenn der Glanzgrad abnimmt und Lack matt wirkt, oder man Spuren wie Kratzer tilgen will, poliert man. «Glanz entsteht dadurch, dass man die beschädigte Oberfläche mit Politur abträgt und darunter ein frisches Lackbild erzeugt», sagt Petzoldt. Je besser man den Lack durch Hartwachs schützt, desto seltener ist eine Politur nötig, sagt Markus Herrmann, Präsident des Bundesverbandes Fahrzeugaufbereitung (BFA).
Dabei beginnt man immer mit den mildesten Mitteln, gerade bei älteren Lacken. Beim Polieren richtet man sich danach, wie die Spuren im Lack auftreten und arbeitet dagegen. Die Politur trägt man mit einem Polierschwamm auf und verwendet dann zwei Mikrofasertücher aus dem Autozubehör. «Mit einem gröberen Tuch trägt man in einem Hub schon das meiste der Politur ab und mit dem zweiten, flauschigen reibt man einmal nach», rät Petzoldt. Man poliert in geraden, überlappenden Bewegungen. Und: nicht antrocknen lassen. Denn sonst lässt sich die Politur nur mit viel Druck entfernen, was wieder Spuren hinterlässt.
Ein Tabu ist Polierwatte: Sie verklebt schnell durch das Aufsaugen der feuchten Politur. «Man braucht mehr Mittel, und der Abtrag bleibt auf der Watte-Oberfläche. So kann er Kratzer verursachen», sagt Herrmann. Zwar stand jahrzehntelang auf allen Packungen, man solle mit Watte und kreisrunden Bewegungen arbeiten, sagt Petzoldt, aber «das galt für die alten Kunstharz- und Acryllacke.» Bei den heutigen sorge das meist schon nach der ersten Anwendung für verschandelte Oberflächen.
«Glanz entsteht nur durch eine gute Politur und nicht durch ein Wachs», sagt Petzoldt. Wachs füllt feinste Spuren auf und konserviert das Auto. «Feste Wachse bieten längere Standzeit und somit längere Konservierung als flüssige Produkte, die durch Lösemittel gestreckt sind und nach der Austrocknung einen dünneren Film ergeben.» Flüssige sind aber für dunkle Lacke besser: Man trägt sie leichter auf, was die Gefahr mechanischer Spuren mindert.
Witterung und Wäschen tragen die Konservierung nach und nach ab. Je nach Fahrleistung wachst man fünf- bis siebenmal im Jahr, rät Petzoldt. Gut konservierten Lack erkennen Autofahrer an der feinen Tröpfchenbildung auf der Oberfläche bei Regen.
Zum Polieren mit Maschinen raten die Experten nur geübten Anwendern bei stark verwitterten Lacken. «Wenn ich über Kanten und Hauben poliere, kann es sein, dass ich da, wo der Lackfilm sowieso dünner ist, auch schnell bis zur Grundierung durchpoliere», sagt Petzoldt. Und das ist dann ein Erlebnis, welches das liebgewonnene Ritual der Autowäsche nachhaltig trüben könnte.
Fotocredits: Franziska Gabbert,Andrea Warnecke,Klaus-Dietmar Gabbert,Inga Kjer
(dpa)