Reduce to the Max – auch wenn dieser Slogan von einem anderen Hersteller stammt, trifft er bei VWs ambitionierten Plänen vollends zu. Das Ein-Liter-Auto ist durch Verzicht und Leichtbau sparsam und ökologisch, aber auch alltagstauglich.
Messerschmidt reloaded
Ein Sprung in die deutsche Nachkriegszeit zeigt die geistigen Ahnen auf: Kleinstwagen vom Schlage einer BMW Isetta, eines Zündapp Janus, eines Goggomobils oder eben der Kabinenroller von Messerschmidt. Die Autos zeichneten sich durch Minimalmotoriserung, heute fast lächerlich anmutende Abmessungen und Platz für zwei Personen aus. Mit dem Ein-Liter-Auto bringt VW frischen Wind in diese angestaubten Konzepte, diesmal jedoch eher aus ökologischen statt ökonomischen wie führerscheinbedingten Gründen. An den Kabinenroller erinnert besonders das zum Zugang aufklappbare Kuppeldach.
Minimaler Luftwiderstand beim Ein-Liter-Auto
Der extrem geringe Luftwiderstandsbeiwert von 0,159 des 3,65 m kurze Fahrzeug mit dem Projektnamen CCO trägt wesentlich zum Verbrauch von einem Liter bei. Unter anderem wurde er durch den Verzicht von strömungsungünstigen Außenspiegeln erkauft, die von Kameras ersetzt werden. Auch der Innenspiegel musste einer Kamera weichen; da der Passagier aber hinter dem Fahrer Platz nimmt, wäre dessen Funktion ohnehin stark eingeschränkt. Die Hintereinander-Konfiguration mit nur 1,25 m Breite war zur Optimierung der Aerodynamik absolut obligatorisch.Selbst sportliche Fahrzeuge, wie etwa der 40-Liter-Genießer Bugatti Veyron am anderen Ende des VW-Spektrums haben eher doppelt so hohe Luftwiderstandswerte.
Konventioneller Antrieb im Ein-Liter-Auto
Wer nun bahnbrechende Neuerungen für den Antrieb erwartet, wird enttäuscht. Ein Einzylindermotörchen von 299 ccm sorgt für Vortrieb. Der Pumpe-Düse-Direkteinspritzer-Diesel leistet etwa 8,5 PS bei 4000 Umdrehungen. Alle anderen Antriebe kamen wegen des hohen Gewichts der Zusatzteile nicht in Frage, zudem punktet der Diesel mit VWs langjähriger Selbstzünderkompetenz. Außerdem kann so der Preis gedrückt werden, VW hat aus dem Debakel mit dem 3-Liter-Lupo gelernt. Der verkaufte sich wegen des hohen Preises eher schlecht. Publikumswirksam wartet der Sparfuchs zudem mit ESP, ABS, einem Fahrerairbag sowie einem energieabsorbierenden Frontbereich auf. Zur Alltagstauglichkeit tragen ferner ein 80 l-Kofferraum sowie die sparsame LED-Beleuchtung bei.
Das Ein-Liter-Auto ist kein Schleicher
Auf Testfahrten kam damalige VW-Chef Ferdinand Piëch auf einen Durchschnittsverbrauch von 0,89 Liter Diesel auf 100 km bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 72 km/h. Dieses ermutigende Ergebnis brachte der 2002 vorgestellte Studie des Fahrzeuges gute Presse. Da erhebliche Fortschritte im Bereich der kostengünstigen Fertigung der Karosserie erzielt werden konnten, steht dem Ein-Liter-Auto mit der Kohlefaserhülle nichts mehr entgegen. Damit erreicht das 290-kg-Leichtgewicht eine Spitzengeschwindigkeit von 120 km/h. Nach Aufsichtsratschef Piëch teilte auch VW-Vorstandschef Martin Winterkorn mit, dass VW das 1-Liter-Auto bereits ab 2010 in Serie bauen wird.
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