Kaum ein Auto kommt von seinen Abmessungs-, Leistungs- und Gewichtsdaten so nah an Lastwagen heran wie ein Bentley. Das bemerkte einst der Leichtbauverfechter Monsieur Bugatti und vespottete die Rennwagen aus dem Hause Bentley als die schnellsten Lastwagen der Welt.
Der Sonne näher im Bentley Azure T
Der seit 2008 erhältliche Azure T ist da keine Ausnahme. Das Cabrio mit einer Länge von 541 cm und 190 cm Breite bringt leer stattliche 2695 kg auf die Waage. Mit vollem Tank und vier Mitfahrern ist der Sprung über drei Tonnen für das zweitürigen Azure T kein Problem. Das gepolsterte und schallisolierte Dach verschwindet bei Sonnenschein hinter der Rückbank und gibt den Blick aus prachtvolle Interieur frei. Aluminium im Zapfenschliff am Armaturenbrett, feinste Teppiche auf dem Boden, und edelst geprägtes Rautenleder sowie Wurzelholz an Sitzen, Mittelkonsole und Türen wetteifern um runtergeklappte Kinnladen. Unfassbar. Der aus dem Vollen gefräste Wählhebel des Getriebes kann glänzend mithalten. Mit Sicherheit werden die Fauteuils nie Schokoladenflecken kennenlernen. Allerhöchstens einen grob abgelegten Kaschmirmantel.
T für Turbo im Bentley Azure
Seit Bentley 1982 im Mulsanne einen Turbolader einbaute, stieg die Leistung um „50 Prozent mehr als ausreichend“ an. Der sanfte Druck in der Superluxusklasse brachte auch mehr Käufer, sodass Bentley ab da stets ein Turbomodell anbot. Konkret leistet der Biturbo-V8 im klassischen Sechs-und-drei-viertel-Liter-Format 507 PS und walzt sein über alle Zweifel erhabenes Drehmoment von 1000 Nm an die 255er Pirellis der Hinterachse. Sollte der Bentleyfahrer alle Contennance missen lassen, schiebt der Azure T in 5,5 sec auf 100 und hört erst bei 288 Tachoeinehiten auf. Seine Lordschaft schaltet selbstverständlich nicht selbst, sondern überlässt dies der ruckfreien Sechsstufenautomatik. Das 20-zöllige, chromglänzende Schuhwerk wurde der Arnage-Limousine entnommen.
Königliches Fahrvergnügen im Azure T
Mit Bodenwellen, Querfugen oder sonstiger Unbill proletarischen Straßenbaus gibt sich der Bentley Azure T gar nicht erst ab. Sein hohes Gewicht bügelt sie in Zusammenarbeit mit dem 311 cm langen Radstand einfach aus und belässt es dabei. Die erlauchten Bentley-Passagiere müssen doch nun wirklich nicht vom Asphaltzustand behelligt werden. Also bitte. Insgesamt stellt sich das Zusammenspiel des sportlich-komfortabel ausgelegten Fahrwerks als überragend dar. Wünsche bleiben nicht offen.
Bentley-Credo: Für nichts gibt`s nichts
Erwartungsgemäß hat der adlige Schwerathlet Durst wie ein Arbeiter in der Sonne. Unter 20 Litern verweigert der Azure T jeglichen Dienst. Das Petroleumdestillat läuft beim Tanken endlos durch den Jewel-Tankverschluss aus gefrästem Aluminium. Seine Trunksucht brachte dem Bentley Azure T das Prädikat „schlimmster Trinker in seiner Klasse“ vom United States Department of Energy ein. Einzige Klassenkameraden dürften ohnehin sein turboloser Bruder Azure und das Rolls Royce Drophead Coupe sein, das gute 40.000 € mehr kostet. Doch das alles dürfte den Lenker des 400.000 Euro-Schlosses mit dem charakteristischen Edelstahlgrill überhaupt nicht interessieren.
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